Freitag, 11. September 2009
Beraterfirmen - Notwendig oder ärgerlich?
(Ursprünglich vom 16. August 2009)

Am 12.08.2009 schrieb der Spiegel:
Kritiker rügen Guttenbergs Gesetz-Outsourcing
Im Ministerium, das heißt in der Politik, gibt es naturgemäß immer wieder Probleme.
Im Ministerium sitzen Tausende Bürokraten oder staatlich Angestellte, deren Aufgabe es ist, politische Probleme zu lösen, für einen wenigstens einigermaßen reibungslosen Ablauf im gesellschaftlichen Leben Sorge zu tragen. Es sind sehr viele! Manche behaupten zu viele! Einige sprechen gar von einem Wasserkopf der Bürokratie. Nun braucht Demokratie eine gut funktionierende Bürokratie, sonst würde Willkür herrschen und „die Herren“ (Oligarchie oder gar Despoten) hätten das Sagen. So weit so gut.
Aber jetzt geht Herr zu Guttenberg hin und verpflichtet für sehr viel Geld eine auswärtige Expertengruppe – sprich eine Beratungsfirma.

Was fragt man sich da? Wer sitzt in den Ministerien, wenn keine Problemlöser … Abnicker, Unbedarfte, Entscheidungsverweigerer… Warum dann so viele?

Vorschlag: Werft die Hälfte (mindestens) der doch nicht kompetenten Leute raus … dann rechnet sich die Beratungsfirma.

PS: Das mit den Beraterfirmen macht nicht nur zu Guttenberg, es ist gängige Praxis!

Spiegel vom 15.08.2009:
Professor schrieb an Zypries-Gesetz mit
Diesen Text veröffentlichte barbara abigt

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In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich?
(Ursprünglich vom 04. August 2009)

Der Spiegel schrieb am 01.08.2009:
“Deutschland-Plan” - Steinmeier verspricht vier Millionen neue Jobs
Da lädt man Häme auf Frank-Walter Steinmeier, weil er Visionen hat. Aber wenn man etwas mehr als den täglichen Trott schaffen will, geht das nur mit Visionen, ansonsten bleibt es beim Klein-Klein.
Bedenken Sie:
* Irgendwann wollten die Menschen so schnell laufen wie die Geparden … und schufen das Auto
* und wollten fliegen wie die Vögel und bauten Flugzeuge…

So hoch sollen unsere Politiker sich ja nicht versteigen. Und natürlich setzt man eine Vision (heutzutage) nicht eins zu eins um, aber ohne Vision bleibt nur der Alltagstrott – und der kann ja wohl kaum Besserung versprechen.
Oscar Wilde schrieb: „Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien“.

Also ran, liebe Politiker.
Diesen Text veröffentlichte barbara abigt

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Schulgebäude – und Lehrpersonal
(Ursprünglich vom 29. Mai 2009)

Mir liegt Bildung am Herzen und in der Schule sollte man sich einen Teil davon aneignen können.
Ich denke, wenn in der Schule nur schwerpunktmäßig Rechnen, Lesen, Schreiben und Naturwissenschaften, vielleicht noch Sprachen gelehrt werden, ist das zu wenig.
Ich habe mir aber einmal einen Unterricht in der 4. Klasse einer Hauptschule angeschaut. Das mag ja nicht überall gleich sein – aber in dieser Klasse war lernen unmöglich. Von dem Lärm macht sich niemand, der das nicht erlebt hat, eine Vorstellung, jeder (bis auf Ausnahmen, vielleicht ein Viertel der Kinder) redete und schrie, man musste sich bei dem Geräuschpegel ja verständlich machen. Man stand auf um zum anderen Kind in der anderen Reihe zu laufen, oder um irgendetwas zu tun. Um die von der Lehrerin klar umrissene Aufgabe kümmerte sich nicht einmal die Hälfte. Dass unter diesen Umständen die Lehrerin nach einiger Zeit „kaputt“ ist, kann ich gut verstehen. Als ich mit Verantwortlichen sprach, hieß es, man habe keine Handhabe mehr, sich Respekt zu verschaffen. Und die Kinder die undiszipliniert sind, sind kaum ansprechbar.

Dagegen steht, dass es eben immer auch Lehrer und Lehrerinnen gibt, die sehr wohl eine Atmosphäre der Ruhe und Aufmerksamkeit herstellen können. (Man sagte mir, das wäre eher die Ausnahme. Dazu kann ich nicht Stellung nehmen).
Das alles wissend, Pisa im Kopf, Bildung im Herzen, hörte ich, dass der Bund jetzt viel Geld zur Renovierung der Schulen einsetzt.
Und ich „hatte Schaum vorm Mund“!
„Die sollen Lehrer einstellen – als ob es wichtig ist, ob der Anstrich frisch oder schon alt ist… man braucht keinen Luxus, um zu lernen… früher, die alten Dorfschulen waren auch nicht feudal und dennoch haben die Kinder gelernt…“

Die sollen mehr Lehrer einstellen! – anstatt sich um die Äußerlichkeiten der Gebäude zu kümmern – aber das ist mal wieder typisch deutsch – am Äußeren, am Formalen wird immer geändert – tausend Formulare – anstatt mal ans Wesentliche, ans Inhaltliche zu gehen … VIEL MEHR LEHRER MÜSSEN HER!

Das war alles richtig – und dennoch falsch!

Denn:
So wie ich das Beispiel der 4. Klasse, die ich besucht hatte, anführte und diese Erfahrung zum Maßstab nahm, nahm ich auch unsere Marienberger Schulgebäude als Beispiel – und die sind vorbildlich!
Also, was sollte das?
Aber dann sah ich zufällig im Fernsehen einige Schulen die so heruntergewirtschaftet waren, das „mir der Verstand stehen blieb“.

Jetzt musste ich einen Teil meines Geschreis zurück nehmen! Es gibt durchaus Schulen, da muss der Staat Geld los machen. Okay.

Aber mehr Lehrer müssen her – beharrte ich.
Aber – Barbara – die Gebäude sind Bundessache - die Lehrkräfte sind Ländersachen.

Ich hatte Äpfel mit Birnen verglichen.
Ich hatte meine (begrenzten) Erfahrungen allgemein gesetzt! Das kann nur in die Irre führen.
Tellerrand reicht nicht!

Ich stehe dazu:
Viel mehr Lehrer braucht das Land! Aufgabe des Landes!
Die Schulen müssen menschenwürdig sein! Aufgabe des Bundes!

Meine Kritik ist differenzierter geworden.
Diesen Text veröffentlichte barbara abigt

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Ein paar Gedanken zur Sprache
(Ursprünglich vom 17. Mai 2009)

„Heimat ist da, wo man mich versteht“, „Wo man mich versteht, bin ich zu Hause“, so sage ich oft. Aber das stimmt natürlich nur bedingt, denn hier muss man zunächst den Begriff des Verstehens klären. Ich rede deutsch und alle die Deutsch reden verstehen mich! (?) Keineswegs!

Ehepaare reden in der Regel die gleiche Sprache… Aber „verstehen“ sie sich? Ich spreche nicht von Zank und Streit, ich denke, dass man sich oft nicht verstehen kann.

· Beide kommen aus einem anderen Umkreis (Milieu)…
· Sie haben unterschiedliche Charaktere, die sie die Dinge anders beurteilen lassen…
· Sie haben einen völlig anderen Erfahrungshintergrund…

Da kann man die Handlungen des anderen oft nicht verstehen und das Gespräch darüber – wenn es denn gelingt – ist anstrengend und setzt beiderseits große Einsicht voraus.
Aber auch ich als Person, von anderen Menschen umgeben und mit ihnen im Gespräch stehend, kann nicht erwarten, dass man mich versteht oder umgekehrt.

Eine Bekannte und ich haben uns bei einem langen Spaziergang die Köpfe heiß geredet über Rationalisierung. Sie als Soziologin, psychologisch gebildet und ihren Freud kennend, dachte natürlich in diesem Sinne an Rationalisierung, nämlich:
Rationalisierung ist die nachträgliche verstandesmäßige Rechtfertigung eines Verhaltens, das nachträglich eine vernünftige Erklärung bekommt.
Beispiel: Übergewicht. Ich leide darunter… sehr… aber ich bekomme es nicht in den Griff, vernünftig zu essen. Was sage ich aber: „Ich würde ja abnehmen, klar, aber mein Mann liebt dicke Frauen. Ich kann doch nicht meine Ehe gefährden.“

Ich, aus der Wirtschaft kommend, für mich hatte Rationalisierung etwas mit Effizienz, vernünftiger Planung, Einsatz angemessener Mittel zum Erreichen eines Zweckes zu tun.
Wir haben lange gebraucht, um überhaupt zu merken, warum wir uns nicht „verstehen“ konnten. Es gibt im täglichen Leben viele solcher Missverständnisse auch einfacherer Art.

Wir leben im Zeitalter der political correctness. Das ist gut so — nur sehr gefährlich.
Schon mancher Politiker – frei von jedem Verdacht des Antisemitismus – wurde geächtet, weil er gewagt hatte, etwas zu sagen was durchaus stimmte, aber durch die Hitlerzeit auch in einen anderen Bezug gesetzt werden konnte – so man denn wollte.

Dies ist ein Beispiel, aber es gibt hundert Gelegenheiten etwas zu sagen, dass andere in einen anderen Zusammenhang setzen und völlig missverstehen können. In solchen Fällen ist man gezwungen, bevor man das Eigentliche sagt, erst zu versichern, dass man das nicht meint, etwas anderes auch nicht, dass man nur das sagen will …

Hier fasst meine Überlegung: „Ich bin da zu Hause, wo man mich schnell versteht“, das heißt, mich versteht, ohne dass ich erst lang und breit Erklärungen abgeben muss, um nicht missverstanden zu werden.

Und was ist Sprachkompetenz?
Sprachkompetenz ist die Fähigkeit, seinen Sprachstil der jeweiligen Umgebung und Situation anpassen zu können.
Bildung ist, dass man sich Sprache bewusst macht!
Diesen Text veröffentlichte barbara abigt

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Der Ort XY hat jetzt auch eine „Tafel“…
(ursprünglich vom 09. Januar 2009)

… so steht es lobend in der Zeitung. Und immer klingt ein wenig Stolz durch… wie jetzt auch.
Denken wir ein wenig nach:
Dass wir jetzt allenthalben „Tafeln“ einrichten, heißt doch, dass sie gebraucht werden. Und dass sie gebraucht werden heißt: „Es ist was faul im Staate Dänemark“! Zu Freude und Stolz gibt es keinen Anlass.

Ein paar Tage später fand ich:
Wie haben sich die “Tafeln” vermehrt?
© DIE ZEIT, 23.12.2008 Nr. 01
In welchen Städten Lebensmittel an Bedürftige verteilt werden, zeigt diese Karte:

Vermehrung der "Tafeln" in Deutschland
Deutschlandkarte - Die Analyse

Soll man sich freuen, dass es inzwischen so viele von ihnen gibt? Oder soll man traurig sein, weil so viele nötig sind? Es fing an mit einer allerersten Tafel in Berlin im Jahre 1993, heute sind sie überall. Sie folgen alle derselben Idee: Wer kein Geld für Essen hat, bekommt es umsonst. Bürger spenden Geld, Geschäfte spenden überschüssiges Obst, Gemüse und Brot, das noch einwandfrei genießbar ist.

Die Idee entstand in den Metropolen, in denen sich die Armut ballt, inzwischen hat sie sich ausgebreitet übers Land, auch dort, wo man vor allem Millionäre vermutet: auf Sylt, in Starnberg und Garmisch. Die meisten Tafeln gibt es im südlichen Bayern und in Baden-Württemberg. Denn geholfen wird dort am meisten, wo es außer Armen auch noch genügend Reiche gibt, die den Armen helfen wollen. Die ärmsten Gegenden in Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt, so ungerecht ist das, sind auch am ärmsten an Tafeln.

Die Tafeln sind ein Elend!
Dass wir sie haben ist dennoch gut!
Besser wäre, wir bräuchten sie nicht!
Diesen Text veröffentlichte barbara abigt

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